Foucault und Datenschutz – Warum ich Tracking als ethischen Akt begreife


Foucaults bekannteste These ist, dass Wissen und Macht untrennbar miteinander verbunden sind. Wer Daten hat, hat Handlungshoheit. Wer versteht, wie Systeme benutzt werden, entscheidet mit – oft ohne sichtbar zu sein.

Macht ist nicht das, was man besitzt –
sondern das, was man verschweigt.

Deshalb stellt sich bei jeder Form von Tracking die Frage: Wofür nutze ich dieses Wissen? Will ich lenken? Will ich optimieren? Oder will ich lernen, ohne zu manipulieren?

Wissen ist Handlungsmacht – und Verantwortung

In meinem Fall geht es um Letzteres. Ich will verstehen, nicht formen. Wissen, nicht kontrollieren. Telemetrie als Technik der Reflexion – nicht der Auswertung um jeden Preis.

Doch was, wenn Macht transparent ist? Wenn sie aufklärt statt kontrolliert? Wenn sie beobachtet statt bewertet?

Am 30. Juni 2025 ging karameht analytics online. Ein eigenes System, das nicht spioniert, nicht bewertet, nicht verkauft. Sondern einfach nur beobachtet. Kein Google. Kein Fingerprinting. Kein Cookie-Bombardement. Nur ich, mein Server, und ein Protokoll.

Beobachten ohne Urteil

Ich habe lange gezögert, überhaupt ein Tracking zu aktivieren. karameht steht für digitale Askese, für Klarheit statt Kommerz, für Reduktion statt Feature-Bullshit. Aber dann wurde mir klar: Ich will nicht mehr wissen, sondern bewusster verstehen.

Matomo wurde mein Werkzeug. Selbst gehostet. DSGVO-konform. Ohne Cookies. Mit DoNotTrack. Mit Anonymisierung. Mit Haltung.

Warum ich tracke – und warum du das wissen sollst

Ich tracke nicht, um zu bewerten. Ich tracke, um zu verstehen:

  • Welche Inhalte werden gelesen?
  • Welche Seiten funktionieren nicht?
  • Kommt hier überhaupt jemand vorbei?

Ich sehe Besuche. Keine Namen. Keine Profile. Keine Sitzungen mit Marketing-Funnel. Kein Heatmap-Zirkus. Nur technisch-anonymisierte Bewegungen. Das reicht.

Das Panoptikum – neu gedacht

Foucaults Panoptikum war ein Symbol für unsichtbare Macht. Der eine beobachtet viele, die sich selbst disziplinieren. Bei mir ist es anders:

Mein Analytics ist sichtbar. Transparent. Dokumentiert. Mit Opt-out. Mit offener Datenschutzerklärung. Mit direkter Einsicht.

“So sieht das aus – ganz offen, kein Bullshit.”

Beispielhafte Matomo-Ansicht für einen anonymisierten Seitenbesuch

Mockup erstellt mit “MOCKUPBRO”

Du kannst es öffnen. Du kannst es abstellen. Du kannst es ignorieren. Aber wenn du dich fragst, was ich sehe: Das ist es. Mehr nicht.

Ethik durch Technik

Jede Technik ist ein Werkzeug. Aber sie wird durch ihre Konfiguration zur Haltung. Ich habe das Tracking bewusst minimal gehalten:

  • IP-Anonymisierung: Die letzten 2 Bytes werden entfernt
  • Keine Cookies: Kein Identifier, kein Session-Kleben
  • 30 Tage Rohdaten: Danach wird automatisch gelöscht
  • 12 Monate Reports: Nur aggregierte Berichte ohne Personenbezug
  • Hosting in Deutschland: webgo, Hamburg

Die unsichtbaren Tentakel deiner digitalen Existenz

Weißt du, wo deine Daten gerade liegen? Nicht die, die du bewusst teilst. Die anderen. Die stillen Mitläufer.

Dein Smartphone weiß, wann du schläfst. Google weiß, wonach du suchst, bevor du es weißt. Facebook kennt deine Freunde besser als du. Amazon weiß, was du brauchst, bevor du es brauchst. Dein Browser sammelt Krümel. Deine Apps senden Signale. Deine Smart-TV schaut zurück.

Hunderte von Servern haben Fragmente von dir. Verstreut. Verkauft. Verwertet. Du bist kein User – du bist ein Datensatz mit Kaufkraft.

karameht folgt klaren Prinzipien. Andere Prinzipien.

Ich sammle nicht dich. Ich sammle Spuren. Nicht deine Identität – deine Bewegung. Nicht dein Profil – dein Verhalten. Anonymisiert. Lokal. Temporär.

Was hier passiert, bleibt hier. Was hier gelöscht wird, ist gelöscht. Was hier nicht gespeichert wird, existiert nicht.

Wenn Algorithmen zu Philosophie werden

∑(Besuche) ≠ Identität

Tausend Klicks ergeben noch lange keine Person. Ich zähle Bewegungen – sammle keine Menschen.

Tracking = Beobachtung - Verwertung

Ziehe den Profit ab. Was bleibt, ist reines Verstehen.

Macht = Wissen × Transparenz⁻¹

Je undurchsichtiger das System, desto größer die Macht. Deshalb zeige ich dir, was ich sehe.

Vertrauen(t) = Transparenz × Zeit

Vertrauen wächst mit offenen Karten über Zeit.

Datensammlung ∝ ethische Verantwortung²

Mit jedem Datenpunkt steigt die Verantwortung exponentiell.

Kontrolle durch Transparenz

Ich sehe nicht mehr als ich muss. Und ich zeige dir, was ich sehe. Kontrolle entsteht nicht durch Verstecken, sondern durch Offenheit. Wer verstanden hat, dass Macht immer existiert, kann sich entscheiden, wie er sie einsetzt.

Und ich habe mich entschieden: Ich beobachte, nicht um zu lenken, sondern um zu lernen.

Fazit: Beobachten ist kein Übergriff

karameht steht für Reduktion. Und das bedeutet auch, Tracking auf das Wesentliche zu beschränken: Ein Werkzeug zur Reflexion. Kein Tool zur Manipulation.

Wenn du auf meiner Seite bist, danke ich dir. Für dein Vertrauen, für dein Interesse, für dein Bewusstsein. Und wenn du nicht getrackt werden willst: Auch gut. Dann bist du trotzdem willkommen.

Denn hier zählt nicht, wie viele dich sehen. Sondern wer du wirst, wenn du hinsiehst.


Euer Mehmet

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