Teil 1: Warum karameht meine digitale Askese wurde - Der Hard Reset


Ein Hard Reset gegen das digitale Rauschen & der Beginn von Klarheit

Leere macht Angst. Sie zwingt dich, hinzusehen. Dich zu fragen:

Was bleibt, wenn alles Überflüssige verschwindet?

Und weil wir das nicht ertragen, füllen wir. Mit Farben, mit Features, mit Code, der nichts tut. Mit Apps, die uns betäuben. Mit Social Media, das nicht nährt. Mit Meetings, die aus Excel-Listen geboren wurden – nicht aus Visionen.

Doch 2017 kam das langsame Erwachen. Erst ein Gefühl. Dann eine Erkenntnis. Nicht plötzlich – sondern schleichend, wie ein System, das nicht mehr startet.

Ich begann, Leere nicht als Mangel zu sehen, sondern als Kraft. Nicht als Lücke, die gefüllt werden muss – sondern als das, was Klarheit bringt. Ich begann zu reduzieren. In meinem Design. In meinem Code. In meinem digitalen Auftreten. In meinem Leben. Und in meinem Job.

Denn Reduktion ist kein Verzicht. Reduktion ist ein Befreiungsschlag gegen den Lärm.

Der Hard Reset – Was ich alles losgelassen habe

Ich war ein Sammler.

Von Codefragmenten, die nie zum Projekt wurden. Von Tools, die mir Produktivität versprachen, aber nur Ballast waren. Von Ideen, die zu groß waren für meine Zeit. Von Netzwerken, die mir Sichtbarkeit versprachen, aber mich leerer machten. Von Feature-Wünschen, die durchdacht werden wollten – aber niemand hören wollte.

Niemand verstand, warum ich Dinge ablehnte. Also hörte ich auf zu erklären.

Ich glaubte - Mehr ist mehr:

Mehr Tools = mehr Effizienz.
Mehr Code = mehr Flexibilität.
Mehr Social Media = mehr Vernetzung.

Aber das Gegenteil war wahr. Je mehr ich hatte, desto weniger Kontrolle hatte ich. Je mehr ich sammelte, desto mehr verlor ich. Je mehr ich mich anpasste, desto weniger ergab alles Sinn.

Also zog ich den Stecker:

  • Facebook – gelöscht.
  • Instagram – gelöscht.
  • Twitter – gelöscht.
  • LinkedIn – gelöscht.
  • XING – gelöscht.
  • Google-Einträge – gelöscht.
  • Presseberichte – gelöscht.

Ich eliminierte, was mich zerstreute, aber nichts zurückgab. Was blieb, war Wert:

  • YouTube – weil ich dort noch selbst entscheide.
  • Mein Blog – weil ich dort die volle Kontrolle habe.
  • karameht – weil es nicht um Likes geht, sondern um Substanz.

Erst danach verstand ich, wie laut es vorher war.

Mehr als digital – ein neues Denken beginnt

Reduktion ist keine UI-Spielerei. Sie verändert dein Denken. Deine Methoden. Deine Haltung. Deine Fähigkeit zur Tiefe.

Ich habe nicht nur gelöscht. Ich habe ein System infrage gestellt:

  • Warum werden Features aus Tabellen geboren statt aus echten Problemen?
  • Warum ersticken Prozesse alles, was unkonventionell denkt?
  • Warum werden Entwickler auf Rollen reduziert, statt sie zu fördern?

Die Antwort: Weil Strukturen uns schubladisieren. Weil Menschen lieber ordnen als verstehen. Weil wir Kontrolle durch Kategorisierung simulieren.

Doch Kontrolle entsteht nicht durch Fülle – sondern durch Klarheit.

Und das ist der Anfang von karameht.

karameht=🜁+🜂+🜄​+🜃 | nur das bleibt, was trägt

🜁 Luft – Denken, Klarheit, Ideen
🜂 Feuer – Wille, Antrieb, Transformation
🜄 Wasser – emotionale Ablenkung, Rauschen (eliminiert)
🜃 Erde – Substanz, Fundament, Beständigkeit

Wer reduziert, destilliert. Was bleibt, ist Essenz.

Ein Ort, der keine Farben braucht. Der keine Algorithmen bedient. Der atmet – durch Leere, nicht durch Fülle. Ein Ort, an dem mein eigener Monolog leiser wird.

Denn was bleibt, wenn alles Überflüssige verschwindet?

Antwort: Ich.

Reduziert auf das, was zählt. Und bereit für das, was kommt.

Ich habe gelöscht, um mich zu erinnern,
wer ich ohne Ablenkung wirklich bin.

karameht begann nicht mit einem Konzept – sondern mit einem jahrelangen Prozess in mir.


Euer Mehmet

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